• Spiel mit einer eigenen Welt

  • KKL Das Konzept ist so einfach wie genial: ein Fingertheater, die Lucerne Concert Band und eine gehörige Portion Magie. Alex Porter konnte am Samstag begeistern.
    HAYMO EMPL
    kultur@luzernerzeitung.ch

  • „Alex Porter, Zauberer aus Luzern, ist Erzähler, Sänger und Zauberer zugleich.“ So stand es im Programm. Wenn das Wort „zugleich“ in einer Ankündigung erscheint, ist in der Regel Vorsicht geboten. Denn es signalisiert, dass vieles gemacht wird, nichts aber so richtig. Im Fall von Alex Porter sind die Bedenken unnötig. Er kann alles gleichzeitig, und zwar richtig gut. Sein Programm besteht seit geraumer Zeit auch aus musikalischen Zauberperformances. Aber da ist noch mehr: Porter erzählt, mimt, spielt, singt und eben: zaubert. Und oft werden seine eigenen Finger zu den eigentlichen Stars des Abends. Im beinahe ausverkauften KKL begeisterte Porter also nicht nur mit seinen Zaubertricks, sondern mit einer Show, die bald komödiantisch, bald philosophisch und bald musikalisch oszillierte. Würde man die einzelnen Elemente genauer analysieren, könnte man sagen, dass seine Show simpel gehalten ist. Als Ganzes aber verblüfften diese einfachen Elemente durch hohe Dichte und Geschwindigkeit, durch Witz und Tiefe, durch Abwechslung und kunstvoll evozierte Stimmungen. Langeweile kam da nie auf, denn Porter unterbricht sich selber, bevor überhaupt so etwas wie Monotonie entstehen kann.
    Dies tut er immer wieder neu, immer anders und äusserst charmant. Er nimmt das Publikum mittels Fingertheater auf eine musikalische Reise mit, die Lucerne Concert Band unter der Leitung von Gian Walker erwies sich hierbei als Glücksgriff, denn wann immer ein geografischer oder zeitlicher Ortswechsel angesagt war, vertonte die Band sinnigerweise passend dazu.

    Spiel mit Ebenen
    Sowohl die Lucerne Concert Band als auch Alex Porter verlangten vom Publikum viel: Durch das Spiel mit diversen Ebenen war entsprechende Konzentration gefordert. Auf der einen Ebene war das Fingertheater, auf einer kleinen Bühne mit quasi eigenen Protagonisten. Dann Alex Porter als Narrator, Zauberer und Komiker, schliesslich die Lucerne Concert Band und darüber die Grossleinwand, welche einzelne Sequenzen und Ausschnitte detailliert zeigte. Welche jeweils warum auf die Leinwand projiziert wurde, war manchmal nicht ganz klar. Wichtiger war bei der Projektion auch eher, dass – vor allem bei den Zaubertricks – jedes Detail auch auf den hinteren Plätzen gut sichtbar wurde. Spannend war trotz oder gerade wegen der Leinwand zu beobachten, wie Porter es verstand, sich innerhalb und ausserhalb der jeweils erzählten Welt zu bewegen – mit einer Leichtigkeit, die sich schnell auf das Publikum übertrug. Innerhalb weniger Minuten schaffte es der Magier nämlich, die altersmässig bunt gemischten Zuschauer im KKL auf seine Seite zu ziehen und diese für seine „Finger-Protagonisten“ und seine Tricks zu begeistern.

    Die Leichtigkeit als Markenzeichen
    Das „Spiel mit den Welten“ kann als roter Faden des Programms verstanden werden: Porter exerzierte dies konsequent durch, und dem Zuschauer blieb nichts anderes übrig, als sich darauf einzulassen; was sich aber lohnte: Denn Porter verzauberte nicht nur, er kreierte eine eigene Welt, und diese war und ist mitunter witzig, aber auch spannend und poetisch. Und genau das unterscheidet den Künstler von anderen Zauberern: diese Leichtigkeit und die damit verbundene Selbstverständlichkeit.
    Waren in den 1980ern und 1990ern Zauberer oder Magier mit weissen Tigern (Siegfried & Roy), Bombast (alle) und Schwulst (und mindestens einer „bezaubernden Assistentin“) unterwegs und liessen Eisenbahnen, die Freiheitsstatue (David Copperfield) oder anderes verschwinden, steht Porter mit seiner Wuschelmähne und einem Kartentrick beinahe etwas verloren auf der grossen KKL-Bühne. Bis zu dem Moment, als er eben – quasi als Low-Budget Adaption der „bezaubernden Assistentin“ - seine eigenen Finger als Mini-Assistenten auf der für seine eigens geschaffenen kleinen Theaterbühne einführt. Das ist letztlich magischer als jeder Trick.

    Zum Zeitungsartikel der Neuen Luzerner Zeitung